Herzworte

Eltern

22. April 2020

Im Moment denke ich viel über Elternschaft nach. Darüber, wie unser Leben wohl gerade wäre, wenn wir schon eigene Kinder hätten. Und darüber, wie es gerade ist, mit so vielen Kindern und jungen Eltern im Freundeskreis.
Seit Mitte März leben wir zu zweit in einer großen Wohnung mit Garten. In der vergangenen Woche haben wir Rasen ausgesät. Home Office ist nahezu uneingeschränkt möglich. Auch bei uns ist das Geld gerade knapp. Aber es reicht für uns zwei. All das fühlt sich im Moment fast beschämend privilegiert an.
Und so gerne würden wir sagen: Kommt, Freunde, wir teilen das. Unseren Garten. Unsere Wohnung. Unsere Zeit. Unsere Energie. Unsere Geduld. Unser Geld. Nehmt und nutzt, was ihr braucht. Bringt eure Kinder vorbei. Bedient euch am Kaffee und an den Waffeln. Legt euch ein bisschen hin. Ruht euch aus. Schöpft Kraft. Wir übernehmen. Bauen ein Plantschbecken auf und einen Sandkasten. Lesen vor. Spielen mit. Wickeln und wischen den Schnodder von den Näschen. Machen Mathe. Kochen Mittagessen. Sind da. Für euch und eure Kinder, die doch sonst auch in unserem Leben eine Rolle spielen und wir in ihrem.
Im Moment scheint Teilen schwieriger. Vieles, was wir gern tun würden, dürfen wir gerade nicht.
Aber was wir weiterhin dürfen und auch unbedingt weiterhin tun, das ist, sensibel zu bleiben. Uns unserer Privilegien bewusst. Zuhören und aushalten, dass eine Freundin am Telefon vor Erschöpfung weint und eine andere sagt, sie wäre so gern einfach wieder nur Mama und nicht auch noch Lehrerin für ihre Kinder. Wir können Verständnis zeigen und es auch wirklich fühlen, wenn eine Arbeitstelko nicht eingehalten werden kann, weil das Kind sich gerade einfach nicht beruhigen lässt. Wir können Vermissenspost schicken, mit Worten und Fotos und Geschenken. Mit dem Patenkind zoomen. Virtuell vorlesen.
Wir können an die Politik appellieren. Hashtags teilen. Petitionen unterschreiben: Vergesst die Kinder nicht. Und ihre Eltern.
Wir können immer noch ein Dorf sein. Wenigstens ein Nachbardorf.

#immoment #CoronaEltern

Worte: Hanna Buiting | Bild: Thomas Buiting