In der Wohnung duftet es am Sonntagmorgen nach Kaffee, Brötchen und nach Mamas Pflaumenmarmelade, von der immer noch etwas da ist.
Draußen wirbeln Schneeflocken umher und am Adventskranz brennt nun schon die zweite Kerze.
Manchmal fühlen sich die Adventssonntage wie kleine Generalproben an.
Oder wie ein Geburtsvorbereitungskurs.
In knapp zwei Wochen ist Weihnachten, das große Geburtstagsfest-
und dafür üben wir schon mal.
Aber nicht in Perfektion.
Wir erproben uns lieber in Frieden und Feierlichkeit.
Im Judentum beginnt freitagabends der Sabbat und man wünscht sich:
שבת שלום
-Shabbat shalom. Einen guten Sabbat oder ganz wörtlich: Frieden an diesem Ruhetag.
Ich nehme das heute auch ganz wörtlich und wünsche mir Sonntagsfrieden. Sonntagsfeierlichkeit.
Sonntag-
Ein Tag, an dem es schon zum Frühstück ein Stück Christstollen gibt.
Ein Tag, an dem ich ein Gebet flüstere, das länger dauert als Toastscheibenbräunungszeit.
Ein Tag, an dem ich bei YouTube den Forest-Gump-Soundtrack höre. Mit geschlossenen Augen. Einfach, weil das so schön ist.
Ein Tag, an dem ich mich von Kirchenglocken eingeladen fühle.
Denn dort üben auch alle schon mal.
Ein Tag, an dem ich keine Eile habe. Soll der Bus doch fahren. Bonhoeffer hat einmal gesagt: „Warten ist eine Kunst, die unsere ungeduldige Zeit vergessen hat.“ Ich will ihm das Gegenteil beweisen.
Ein Tag, an dem ich singe. Ganz ehrlich: „Sehet, die zweite Kerze brennt. So nehmet euch eins um das andere an…“
Ein Tag, an dem ruhig auch etwas schief gehen darf. Er ist ja eine Generalprobe.
Ein Tag, an dem ich auf dem Weihnachtsmarkt mehr stöbere als kaufe.
Ein Tag, an dem ich schöne Worte puzzle und nicht frage, ob sie überhaupt Sinn machen.
Himmelgarten. Stundensterne. Schneesegen.
Ein Tag, der irgendwie heilig ist.
Worte: Hanna Buiting | Bild: Charlotte Viefhaus – www.charlottes-augenblicksammlung.blogspot.de
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