Herzworte

Schwesternschaft

8. März 2019

Als ich am Morgen des 8.März aufwache, gelten meine ersten Gedanken des Tages den Frauen in meinem Leben. Am Internationalen Frauentag gehe ich sie – noch im Bett liegend, eine Tasse Frauenkampftagskaffee in den Händen – in Gedanken durch. Eine nach der anderen. Ihre Namen, ihre Gesichter und das, was sie für mich bedeuten: Die Welt.

A. brachte mich zur Welt. Und ich glaube, es stimmt, wenn ich sage: Sie ist für mich das, was man „Erste große Liebe“ nennt.

Mit K. und I. verbindet mich Sisterhood. Von Anfang an. Sie sind mir so nah, wie wohl kaum jemand sonst.

Oma L. und ich haben die gleichen Hände. Und auch sonst so viel gemeinsam. Wie das werden soll, wenn sie mal nicht mehr da ist? Ich weiß es nicht.

J. brachte die Ruhe in mein Leben. Und das Beten. Und ich weiß gar nicht, ob sie das weiß.

Mit I. entdeckte ich „Pippi Langstrumpf“ und wie schön es ist, nächtelang zu lesen.

C. bewies (und beweist) mir, dass es Freundinnenschaft gibt, die Potenzial hat, ein Leben lang zu halten.

N. ist mir große Schwester. Mir meistens einen Schritt voraus und doch ganz nah. Vertraut und verlässlich. Da.

M. ist wie eine Mutter für mich. Wir beide lieben ihren Sohn.

L. machte mich zur Feministin. Sie erinnert mich an meinen Wert. Meinen Gleichwert.

Mit A. teile ich Sternstunden und Kaffeerunden. Sie ist mir wahlverwandte Nenntante.

M. ist bisher die kleinste Frau in meinem Leben. Geliebtestes Patenkind. Vielleicht lerne ich von ihr die größten Dinge.

S. weckt in mir Abenteuerlust & Fernweh und erinnert mich daran: Die Welt ist so groß. Los! Entdecke sie!

Wenn ich an die Unizeit denke, denke ich immer an M. Wir lernten viel gemeinsam, aber viel mehr noch er-lebten wir gemeinsam.

L. sieht mich. So wie ich bin. Ein großes Glück ist das!

Sowas wie Freundinnenschaft auf den ersten Blick war es mit A. Wir sahen uns an und wussten: Das passt.

B. wirft Konfetti in mein Leben, erzählt mir von Glanz und von Gott. Ganz glaubhaft. Wenn ich an sie denke, denke ich: Hurra!

Manche sagen, S. und ich sehen uns ein bisschen ähnlich. Ich glaube, sie meinen unser Lachen. Denn viel lachen, das sieht uns beiden ähnlich.

Von V. fühle ich mich verstanden. Sogar, wenn wir unterschiedlicher Meinung sind.

L. schreibt sich mir ins Leben und ins Herz. Geschätzte Brieffreundin. Ihre Briefe: Schätze.

N. kam erst vor Kurzem in mein Leben und tut mir seitdem einfach gut. Durch sie bin ich mir gut. Oder zumindest ein bisschen besser.

Gut begleitet und bestärkt fühle ich mich so oft von P. Ihre Worte feuern mich an.

Während andere gingen, blieb L. Mir verbunden. Über Jahre und Kilometer hinweg. Wenn wir uns sehen ist alles gleich so wie früher.

Gesegnet bin und werde ich immer wieder von S. Wir teilen einen ganz ähnlichen Blick aufs Leben. Und ein großes Vertrauen. Manchmal nennen wir das ‚Gott‘.

Mit L. und S. verbindet mich die Liebe zum Meer. Und Inselzeit. Die bleibt.

A. ist die vielleicht Feinste unter meinen Freundinnen. Mit ihr koste ich das süße, schöne, feine Leben.

Mit M. übe ich das Wandern und Wundern.

L. bringt Freude in mein Leben. Ganz leicht. Und niemand umarmt mich so fest wie sie.

J. gibt mir Hoffnung und lässt mich daran glauben, dass das Glück nicht nur hinterm Regenbogen liegt, sondern schon im Regenbogen.

Mit M. kann ich so gut übers Leben reden. Über das Schöne und das Schwere. Über Krieg und Zerstörung. Gemeinsam verstehen wir dann manchmal die Welt nicht mehr. Auch das kann verbinden.

C. und S. und S. sind mir durch ihre Worte ganz nah.

T. hat Eigenschaften, die ich auch gern hätte. Mit ihr zusammen fühle ich mich stark.

Frau S. verdanke ich Grundschulglück. Buchstabenliebe. Wortfinderinnenfreuden. Sie war es, die mich die großen Pausen durchschreiben ließ. Sodass aus mir ein Buchstabenmensch werden konnte.

Und dann gibt’s da noch Frau K., die mir Fragen stellte, auf die nur ich Antworten wissen konnte.

Am Morgen des 8.März denke ich an die Frauen in meinem Leben. Zuerst an die ganz nahen und dann an die entfernteren.

An manchen Frauen – Lehrerinnen, Kolleginnen, Politikerinnen, auch Freundinnen –  arbeite ich mich ab. Weil sie mir eine Seite von sich oder von mir zeigen, die mich herausfordert. Aber auch das ist okay. Sie schenken mir Erkenntnis.

Manche Frauen sind ganz anders als ich selbst es bin. Und ich bin dankbar. Genau dafür.

Von manchen Frauen kenne ich die Namen nicht. Und doch bedeuten sie mir so viel:  Mutige Frauen und Mädchen, die aufstehen, in aller Frauen Länder für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung.  Gestern und heute und morgen. Ich verneige mich vor ihnen.

Ich verneige mich vor euch, Schwestern.

Worte: Hanna Buiting | Bild: Hannes Leitlein |