Heute haben sie es geschafft.
Das Werbeteam einer bekannten deutschen Lebensmittelmarke (mit Vorliebe für Backzutaten),deren Name vermutlich nie mit Plagiatsvorwürfen in Verbindung gebracht wurde, hat ganze Arbeit geleistet.
Während ich an diesem Freitagnachmittag einen Einkaufswagen durch die Supermarktgänge schiebe, eine Liste im Kopf durchgehend, auf der Suche nach Backmargarine, kriegen sie mich.
Ich bin schon auf dem Weg zur Kasse und ganz stolz, heute wirklich nur meine Kopfliste abgearbeitet zu haben und nicht sämtlichen anderen Verführungen erlegen zu sein, da schaffen sie es doch.
„Mein Moment“ steht auf einer kleinen süßen apricotfarbenen Packung, darauf die Abbildung einer vorzüglich aussehenden dampfenden Vanillepuddingcreme.
Mein Blick bleibt hängen, mein Germanistinnenherz hüpft ob dieser Alliteration und auch meine Geschmacksknospen scheinen bereits zu jubeln: „Gönn dir was!“
Ich lebe in einer Welt, in der man eigentlich alles kaufen kann. Und oft ist mir dieses „alles“ zu viel. Weil scheinbar keine Grenzen gesetzt sind. Ich möchte im August keine Schokonikoläuse haben und das iPhone847874574 brauche ich auch nicht.
Was man jedoch eigentlich nicht kaufen kann, ist ein Moment.
Denn dass Zeit Geld ist, halte ich für ein trauriges Gerücht.
Und trotzdem werde ich schwach.
Weil mich „Mein Moment“ irgendwie anspricht, besonders in Form von Vanillepudding.
Und so ist es eigentlich nicht der Pudding, den ich etwas später selig löffle, sondern die Erinnerung.
Die Erinnerung an Samstagvormittage bei meinen Großeltern, an denen ich, auf einem Küchenstuhl sitzend, einen Topf auf dem Schoß, mit meinem kleinen Zeigefinger die Vanillepuddingreste herauskratzte und ableckte. Immer und immer wieder, bis auch der letzte Rest weggenascht war, während Oma Lisa das Mittagessen vorbereitete.
Geliebt habe ich sie, meine Vanillepuddingkindheit.
An diesem 13. Dezember, viele Jahre später, gönne ich mir meinen Moment „Erinnerung“ und bin plötzlich wieder vier Jahre alt.
Und zufrieden.
Bis der letzte Rest Vanillepudding verputzt ist.
Worte: Hanna Buiting | Bild: Andreas Buiting
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