In meiner Kindheit war der Abend vor dem 6.Dezember der einzige im Jahr, an dem ich freiwillig früh ins Bett gehen wollte. Denn der Nikolaus kommt nur, wenn alle Kinder schlafen.
Und so stellte ich voller Vorfreude meine frischgeputzten Schuhe nahe der Wohnungstür auf, in der Hoffnung, dass sie am nächsten Morgen gefüllt sein würden.
Das ganze Haus duftete nach frischgebackenen Stutenkerlen, die es zum Frühstück geben würde und aus denen ich -wie jedes Jahr- die verbrannten Rosinenaugen pulen würde, die eigentlich eh keiner mag.
Aber ein Kerl ohne Augen, das geht ja nicht.
Meine Träume in diesen Nächten waren erfüllt von Schokolade, Marzipan, Nüssen und Mandarinen. Und von dem Klicken der Haustür, die nachdem der gute Mann sein Werk getan hatte wieder ins Schloss fiel. Unbemerkt von allen.
Irgendwann hörte ich auf, an den alten Mann zu glauben, der des Nächtens um die Häuser zieht, um Süßes zu verteilen.
Und vielleicht denkt manch einer, ich hätte auch meinen Schwestern den Glauben an ihn genommen.
Große Schwestern können ganz schön gemein sein.
Aber eigentlich lasse ich mir das nicht gerne in die Schuhe schieben.
Meine Wohnung duftet heute nach Stutenkerlen.
Und ich glaube, ich werde früh ins Bett gehen.
Worte: Hanna Buiting | Bild: Charlotte Viefhaus – www.charlottes-augenblicksammlung.blogspot.de
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